Wo liegt die Barriere, zwischen Kind und Karriere?

Der Büro-Blues Nur drei Monate nach der Geburt meiner Tochter hatte ich schon Büroweh. Ich wollte wieder arbeiten, wusste aber, dass mich mein Kind zu Hause noch braucht. Ich werde nicht lügen, ich habe meine Mutterrolle genossen, sehr sogar. Ja, ich war die meiste Zeit überfodert- bin ich noch,- aber es ist trotzdem das Schönste, das mir je passiert ist. Das war vor meiner Tochter eben mein Job für mich. Durch ihn habe ich sehr interessante Frauen kennengelernt, die mir ihre Lebensgeschichten anvertraut haben, ich sah mich selbst als Erzählerin und schrieb über Themen, die mich auch privat interessierten, denn als freie Journalistin konnte ich mir das leisten. Ich habe mich über meinen Job identifiziert. Für mich war er nicht einfach eine Tätigkeit, sondern meine Passion. Nun war ich dieser Passion gegenüber seit Monaten passiv gewesen und hatte schon Entzugserscheinungen, die sich in einer Form der Depression erkennbar machten. Aber warum konnte ich nicht warten, bis meine Tochter etwas älter wurde? Ich habe mich auf dieses Kind so sehr gefreut und meine Mutterrolle konnte ich kaum erwarten, wieso nagt jetzt dieses Karrieredings an mir herum? Ist doch egal, oder?
Irgendwann leuchtete mir der Grund ein: Weil andere weiterkommen und ich nicht. Wenn man frischgebackene Mama ist und die ersten Wochen nur mit vollen Windeln und leeren Mägen, die man füllen muss zu tun hat, kommt es einem vor, als würde das eigene Leben einen Stillstand durchmachen, während alle anderen weiterkommen. Andere werden befördert, schließen ein Studium ab, heiraten, bereisen die Welt und du sitzt da und riechst nach Babykotze. Also geht es mir eigentlich gut, bis ich anfange mich mit anderen zu vergleichen, dann könnte ich nämlich heulen. Mein Leben hat an einem Punkt einen entscheidenden Wegwechsel gemacht: Für mich war meine Karriere immer wichtig und ich habe mich selbst über meinen Job identifiziert, weil ich dachte, dass er das Beste an mir ist- bis ich Mutter wurde. Für mich ist nun das das größte Geschenk aller Zeiten, weil meine (damalige) Gyn mir eigentlich prophezeite, dass eine Schwangerschaft bei mir unmöglich sei. Seitdem ich Mutter bin weiß ich, dass Karriere für mich nicht alles ist. Denn angenommen, ich schaffe es Kind und Karriere unter einem Hut zu bringen und werde eine der besten Journalistinnen im Lande, was dann? Dann werde ich eines Tages alt, Pensionistin und es kommt eine jüngere, dynamischere und frischere Journalistin, die meinen Platz einnimmt und das war es dann mit der tollen Karriere. Karrieren werden an jüngeren Genrationen übergeben und so ist der Lauf des Lebens. Eine sehr enge Freundin sagte mir einmal:“Eines Tages werde ich einen Schreibtisch für eine neue Arbeitskraft hinterlassen, aber du, du hinterlässt einen Menschen. Einen Teil von dir.“ Die ersten Lebensjahre meiner Tochter und die Erinnerung daran, das kann mir keiner nehmen. Das gehört nur uns. Und ich möchte dabei sein. Vor allem möchte ich aber, dass sie sich an meine Anwesenheit erinnern kann. Mir ist bewusst, dass es Mütter gibt, die frühzeitig in den Job zurück müssen, weil es sich sonst finanziell nicht ausgeht. Mit diesem Artikel möchte ich auch niemandem auf die Füße steigen, ganz im Gegenteil, ich möchte sagen, dass alle Mütter Vollzeitmütter sind, ganz egal wie oft du zu Hause bist. Diese Worte sollen dich daran erinnern, dass jede von uns ihr eigenes Tempo hat und wir nicht am Leben sind, um das Leben anderer zu führen. Durch die Arbeit meines Mannes reisten wir schon vor der Geburt meiner Tochter sehr viel herum, was heißt, dass ich gar nicht wo fix angestellt sein kann. Andere Mütter können aber arbeiten, Kinder erziehen und sogar noch nebenbei studieren. Ich bin froh, wenn mein Kind das passende Sockenpaar trägt, da gebe ich mir ein innerliches High Five und feier mein außerordentliches Können "vong Symmetrie her". Wir sind eben unterschiedlich. Das ist auch gut so. Das heißt, dass wir voneinander lernen können und einander gegenseitig stärken. Und dieser Beitrag ist meine Erinnerung für dich, dass du dich bitte nicht mit anderen vergleichen sollst. Jeder hat sein eigenes Leben und sein eigenes Können. Unsere Kapazitäten sind aus unterschiedlichen Stoffen gemacht und das nicht, um uns zu ärgern, sondern, damit unsere Einzigartigkeit gewahrt ist. Jede Mutter zweifelt immer an sich selbst und sobald sie sagt, dass sie zu Hause bleiben möchte, wird ihr der antifeministische Stempel auf die Stirn geklatscht. Sagt sie, dass sie bald wieder in die Arbeit geht, wird ihr unterstellt, eine Rabenmutter zu sein. Uns steht das nicht zu. Das einziges was uns zusteht ist, uns auf unsere Kinder zu konzentrieren und zu versuchen, das Beste aus unserem Leben zu machen. Wie war dein Einstieg im Berufsleben, nach der Babypause? Wo denkst du liegen die Barrieren, zwischen Kind und Karriere?