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"Femance" - So regelst du deine Finanzen!

In der Kategorie #Frauenstark werden euch Frauen vorgestellt, die eine inspirierende und motivierende Funktion für ihre Mitmenschen haben. Sie schreiben die Herstories unserer Zeit und Zukunft. Eine gesunde Gesellschaft lebt vom Miteinander und da wir so viele starke weibliche Persönlichkeiten haben, müssen diese mit ihren Ideen und Innovationen in den Vordergrund gestellt werden.


1) Wer bist du?

Hava: "Ich bin Hava, 26 Jahre alt, preisgekrönte Finanzbloggerin und mittlerweile auch Finanz- & Versicherungsberaterin. Ich habe Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Finanzen und Marketing studiert und habe 4 Jahre lang in einer Unternehmensberatung gearbeitet. In dieser Zeit, Anfang 2018, habe ich angefangen einen Finanzblog zu schreiben, weil ich mich dafür interessierte, wie ich mehr aus meinem Geld machen kann, welche Versicherungen ich brauche und wie ich am besten meine Finanzen organisiere. Als ich darüber mit meinen Freundinnen sprach, antworteten sie mir oft mit fragenden Gesichtern und Aussagen wie „ich hab ehrlich gesagt selber keine Ahnung“. Da dachte ich mir: Das kann doch nicht sein! Ich lerne das jetzt alles. Auf meinem Lernweg verarbeitete ich das Gelernte in meiner Sprache ohne Fachjargon in Blogartikeln. Ich hatte eine Passion gefunden: Geldanlagen, Versicherungen – ich wollte mir und anderen wirklich helfen durchzublicken. Also machte ich neben meinem Job die Ausbildung zur Finanz- und Versicherungsberaterin und gebe seit Ende 2020 auch unabhängige Finanzberatung, primär in Deutschland."


2) Du machst Finanzen für alle, dennoch bist du „Femance“, also eher für Frauen, verstehe ich das richtig und wenn ja, wieso?

Hava: "Da ich die initialen Fragen meinen Freundinnen stellte, dachte ich erstmal, das sei ein Genderproblem. Mein erster Gedanke war, dass wir Frauen uns wenig Finanzbildung beschäftigen und zu wenig über Geld sprechen.

Mit der Zeit und dem zunehmenden Austausch auf meinem Blog habe ich dann aber gemerkt, dass fehlende Finanzbildung eine Herausforderung für alle Geschlechter ist.

Nur sind Frauen im Alter stärker davon betroffen. Warum? Weil sie zum einen für die gleiche Arbeit meist immer noch weniger verdienen (Gender Pay Gap), sie aufgrund unserer leider immer noch veralteten gesellschaftlichen Strukturen eher in Teilzeit arbeiten und eher berufliche Unterbrechungen haben. Das bedeutet, dass sie weniger in die Rentenkasse einbezahlen und schlussendlich weniger Rente bekommen. Hinzu kommt, dass man sich vielleicht auf den Ehepartner verlässt und sich selbst dann keine Gedanken mehr um Vorsorge- und Finanzthemen macht. Aus all diesen Gründen denke ich: Ja, Finanzen sind wichtig für uns alle, besonders wichtig aber auch für Frauen."


3) Mich interessieren der weibliche Aspekt und vor allem der Ist-Zustand unserer Gesellschaft. Was sind deine Tipps für zB eine Mama, die Karenz & Familienbeihilfe bezieht, oder nur Teilzeit arbeitet?

Hava: "Unbedingt Regelungen mit dem Ehepartner treffen bzgl. der Vorsorgeleistungen. Wenn man selbst arbeiten möchte, sollte man gemeinsame Regelungen treffen und sich die Erziehung aufteilen. Wenn man sich Vollzeit auf die Erziehung konzentrieren möchte, ist das auch total in Ordnung! Dann sollte aber, meiner Meinung nach, über einen Ausgleich mit dem Partner gesprochen werden und in jedem Fall auch einen Vorsorgeplan beinhalten, also einen Rentenausgleich für diese Zeit zu schaffen, indem man selbst in die richtigen Anlageprodukte investiert oder eigene vertragliche Rentenversicherungen hat, unabhängig von den gemeinsamen Anlagen, die man so tätigt."


4) Was wäre deine Vision für eine Mutter, die gar kein eigenes Einkommen hat und finanziell (warum auch immer) vom Partner abhängig ist?

Hava: "Auch hier wieder ähnlich wie in der letzten Frage: Wenn du auf deine Kinder aufpassen möchtest: Go for it! Der Partner sollte dir aber einen Ausgleich dafür zahlen, denn Mutter sein ist ja nicht umsonst, wenn du dafür deinen Job aufgibst und er nicht. Hier gilt dann auch mit diesem Geld selbst vorzusorgen, um auch die Rentenlücke auszugleichen und finanziell nicht abhängig vom Partner zu sein. Denn man weiß nie was passiert. Wenn du aber arbeiten möchtest, solltet ihr eine andere gemeinsame Lösung suchen und das auch möglich machen können. Alles andere ist meiner Meinung nach keine partnerschaftliche Beziehung."


5) Ich bin zB überhaupt nicht gut in Mathematik, kenne mich Null mit Aktien und sonstigem aus - ist für mich jede Hoffnung ein Finanzgenie zu sein, verloren?

Hava: "Überhaupt nicht ☺! Es ist eine falsche Wahrnehmung, dass sich um die eigenen Finanzen zu kümmern bedeutet, dass man sich mit Aktien auskennen muss. Aktien sind eine Form der Anlagemöglichkeiten. Es gibt aber noch viele weitere Anlageklassen, die abhängig vom eigenen Ziel, der finanziellen Situation und dem Risikoprofil Sinn machen. So kann man auch in sogenannte Fonds (Korb aus vielen Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern) investieren und sich breiter aufstellen. Dafür muss man keine einzelnen Unternehmen- und Aktienanalysen machen. Natürlich sollte man das Anlageprodukt verstehen und in nichts investieren was man nicht versteht. Aber es gibt wirklich unzählige Möglichkeiten, die in Frage kommen. Wer beispielsweise mit der Börse nichts anfangen kann, kann auch in Immobilien investieren und so seine finanziellen Ziele erreichen. Es ist also definitiv für jeden was dabei."


6) Wenn man anfängt sich über seine Finanzen Gedanken zu machen, was sind da die ersten Schritte, die man beachten sollte?

Hava: "Das wichtigste sind die Ziele, die man verfolgt. Denn ohne Ziele festzulegen wirst du nie wissen, wie viel du sparen solltest und kannst, wie viel du davon investieren solltest und kannst und welche Anlageprodukte dazu passen. Ich finde das Zitat von Simon Sinek sehr schön „Without a destination the journey will be pointless“. Wenn du keine Ziele hast, dann fehlt dir dein Warum fürs Sparen und fürs Investieren.

Ein Ziel für viele ist eher ein langfristiges: die Altersvorsorge (der Ausgleich der Rentenlücke). Aber einige von uns haben darüber hinaus ja sehr individuelle Ziele im Leben, die natürlich mit Geld auch eng verknüpft sind. Vielleicht möchte man eine Weltreise, mittelfristig eine Fortbildung machen oder ein Café eröffnen. Diese Lebensziele lassen sich erfüllen, wenn man sie weiß und im Rahmen einer Finanzplanung planbar macht."


7) Sagen wir Person A hat ein Budget von 500 Euro. Wie soll A das Geld einplanen? Ich persönlich habe das Gefühl, es ist egal wie viel Geld man hat, es fliegt einem so oder so davon. Wie plant man richtig?

Hava: "Auf Basis der eigenen Ziele kann man sich zum Beispiel mit einem guten alten Haushaltsbuch einen Plan aufstellen. Was sind die Fixkosten (Miete, Strom, Wasser, Essen), die man jeden Monat hat. Welche variablen Kosten habe ich eigentlich (Shoppen, Essen gehen, Hobbies etc.). Das wissen viele nämlich gar nicht. Deshalb empfehle ich immer gern: Ein paar Monate mal akribisch drauf schauen und genau aufschreiben, wofür man sein Geld ausgibt und wie viel. Wenn man merkt, dass man in manchen Bereichen vielleicht mehr ausgibt, als es einem selbst wert ist, dann kann man eine angemessene Substitution für sich finden. Zum Beispiel Second Hand Shopping, Fahrgemeinschaften, Kaffee öfters mal mitnehmen und so weiter. Erst wer seine Ausgaben kennt, kann Herr über seine Finanzen werden. Die Ausgabenseite können wir nämlich selbst am einfachsten beeinflussen.

Dann würde ich das Geld was man sparen möchte aufteilen in kurzfristige Ziele (sparen auf einen Laptop z.B.): Hier idealerweise ein separates Sparkonto einrichten. Und den mittel- und langfristigen Zielen, die man wiederum auf die passenden Anlagen aufteilt. Beispielsweise einen Teil langfristig in einen passiven Fonds (sogenannten ETF) investiert und für die mittelfristigen Ziele (bis 5 Jahre) wie z.B. die Fortbildungen risikoärmere Anlagen wählt."


8) In vielen Online-Foren streiten sich Eltern darum, ab wann und vor allem wie viel Taschengeld für Kinder sinnvoll ist. Was ist deine Meinung dazu?

Hava: "Das ist schwierig für mich zu beantworten, weil selbst noch nicht Mutter bin und das wahrscheinlich auch ein emotionales Thema ist.

Ich selbst habe sehr wenig und erst spät Taschengeld bekommen, weil wir nicht viel finanzielle Mittel zur Verfügung hatten. Das fand ich natürlich nicht so toll. Also habe ich schon sehr früh angefangen zu arbeiten mit Zeitungen austragen und mit 16 dann an den Wochenenden im Altenheim. Da habe ich ein ganz anderes Gefühl für Geld bekommen, weil man ja selbst dafür arbeitet und man den Wert, dem man dem Geld gibt ein ganz anderer ist. Es hat sich also nicht negativ auf mich ausgewirkt. Trotzdem würde ich selbst meinen Kindern schon früh (ab 10 Jahren) ein geringes Taschengeld geben, so dass es den Umgang mit Geld lernt. Wichtig ist, dass man mit seinem Kind dann auch in Austausch bleibt und es fragt, was es mit dem Geld machen möchte und wenn es beispielsweise eine größeres Spielzeug kaufen möchte, beibringt das Geld zur Sparen und monatlich gemeinsam evaluiert wie viel da ist, für was das Geld ausgegeben wurde, was das Kind darüber denkt. So normalisiert man auch über Geld zu sprechen."


9) Du sprichst viel vom Investieren. Könntest du näher erläutern, wieso das so ist und wie man als Anfänger:in hier durchblicken kann?

Hava: "Es macht Sinn für unsere mittelfristigen und langfristigen Ziele zu investieren. Warum? Weil wir aktuell seit einigen Jahren schon auf einem Nullzinsniveau sind. Wir erhalten auf Grund der Zinspolitik der europäischen Zentralbank kaum Zinsen auf den klassischen Anlagen wie dem Girokonto oder dem Sparbuch. Teilweise zahlt man sogar Strafzinsen. Das wird sich in den kommenden Jahren auch nicht ändern. Das Problem dabei ist: Wenn wir Geld sparen möchten und es auf dem Konto liegen lassen, verliert es parallel sogar an Wert, weil wir eine stetige Inflation haben – die Preise steigen im Schnitt jährlich um 2%. Wir können uns also von unseren 5€ heute, in einem Jahr weniger leisten. Das heißt wir müssen unbedingt zumindest unsere Geld in Anlagen sparen, die diese Inflation (die 2%) abdecken.

Hinzu kommt, dass man durch kluges und smartes Investieren sein Ziele auch viel schneller und effektiver erreichen kann. Denn es gibt noch den Zinseszins-Effekt. Stell dir vor du investierst 100€ zu einem Zinssatz von 5% jährlich. Nach einem Jahr hast du 105 €, 5 € mehr. Nach zwei Jahren hast du 110,25 – 5,25€ mehr und nach drei Jahren 115,76 € - also 5,76€ mehr. Deine Zinsen verzinsen sich immer weiter und das exponentiell. Albert Einstein nannte den Zinseszins Effekt auch das 8.Weltwunder. Bei 0% Zinsen gibt es nur leider nichts, was sich weiter verzinsen kann. Deshalb solltest du dein Geld unbedingt investieren und vom Zinseszins-Effekt profitieren. Du erreichst deine Ziele viel besser und effizienter.

Deshalb: Keinen Tag und keine Zeit mehr verlieren, heute anzufangen ist immer besser als morgen!"



Hava Misimi,

preisgekrönte Finanzbloggerin, Finanz- & Versicherungsberaterin


Blog: https://femance.com/


Instagram: Femance_finanzen


Persönliche Beratung: https://www.yfinance.me/




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